Das Spiel ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil es der Schwanengesang des Masterminds und Schöpfers der Syberia-Serie, Benoit Sokal, ist. Der brillante Franzose, der als Künstler, Drehbuchautor und Spieledesigner bekannt war, verstarb nach langer Krankheit im Mai 2021. Sein neuestes Projekt wurde ohne den Maestro fertiggestellt. Aber der größte Teil der Arbeit ist getan, und das Spiel ist voll von seinem typischen Charme.
Der Handlung zufolge freundet sich die Protagonistin des Spiels, Kate Walker, die sich in einem Gefängnis wiederfindet, mit Katusha an. Letztere zeigt ihr eine Zeichnung aus den 1930er Jahren, die sie zufällig entdeckt hat. Die Zeichnung zeigt ein Mädchen, das Kate sehr ähnlich sieht. Und diese macht sich nach ihrer Flucht aus dem Gefängnis auf den Weg, um herauszufinden, wer dieser geheimnisvolle Fremde ist.
Und hier beginnt Sokals Markenzeichen, die Chips, die sich um eines interessanten Plots willen nie besonders um Realismus oder gar die Logik der Erzählung scherten. Kate macht sich auf die Suche nach dem geheimnisvollen Fremden auf einem Motorrad, das seit etwa 60 Jahren stillsteht und sich nach einer kleinen Reparatur durch Katya als fahrbereit erweist.
Dann verlagert sich die Handlung ins Jahr 1937 und Sie treffen Dana Rose, das Mädchen aus der Zeichnung. Von diesem Moment an ist sie eine weitere Heldin des Spiels. Die Ereignisse, die mit ihr verbunden sind, spielen im fiktiven Land Ostertal und seiner Hauptstadt Wagene.
Der Retro-Teil ist der beste Teil von Syberia: The World Before. Hier können die Spieler mehr als wettmachen, was sie im dritten Teil von Syberia verpasst haben, nämlich die geniale sokalische Grafik. Vielleicht hat der Meister zum Abschied von den Fans das Beste daraus gemacht und sein großes Talent in all seiner Pracht gezeigt.
Die Landschaften des Ostertals sind einfach nicht zu übersehen. Nur wenige Computerspiele können diese Schönheit und diesen Reichtum an Fantasie bieten. Ebenfalls erwähnenswert ist die Arbeit der talentierten Inon Zuhr. Ein hervorragender Komponist war in der Lage, für dieses Spiel exzellente Musik zu schreiben, die das ohnehin schon bezaubernde Erlebnis von Sokals brillanten Werken noch verstärkt.
Was das Skript des Spiels betrifft, so war es, wie bei allen von Sokals Vermächtnissen, von wesentlich geringerer Qualität als die Grafik, für die die Fans den brillanten Franzosen zu schätzen wussten und weiterhin wissen werden. Allerdings gibt es im Drehbuch auch in seiner Absurdität witzige Momente.
Zum einen kämpft Bigfoot während des Zweiten Weltkriegs in einer Partisaneneinheit. Der mechanische Begleiter Oscar, der aus den vorherigen Spielen bekannt ist, wurde in den Körper eines Gürteltiers gesteckt.
Wie in Sokals vorherigen Spielen ist auch Syberia: The World Before Script vollgepackt mit emotionalen Momenten, unerwarteten Wendungen, Romantik und Drama.
Die Emotionalität in Verbindung mit der hervorragenden Grafik und Musik führt dazu, dass der Spieler dem Drehbuchautor unwillkürlich viele „überzogene“ Momente in der Erzählung verzeiht.
Ebenfalls erwähnenswert ist das sehr spielerfreundliche Gameplay, bei dessen Entwicklung die Macher sehr gründlich und erfolgreich an den Fehlern von Syberia 3 gearbeitet haben.